Ich verstehe nicht, wie ihr euch über den Rohstoffabbau von Lithium so ereifern könnt und die Problematik beim Abbau und Gewinnung anderer Rohstoffe, wie Kupfer, Aluminium, Stahl, etc. , der ja bereits seit vielen Jahrzehnten getätigt wird, anscheinend in die Vergessenheit verdrängt wird.
Die gesamte Kupfernachfrage wird sich in den nächsten 25 Jahren, von derzeit 25 Millionen Tonnen auf über 50 Millionen Tonnen, mehr als verdoppeln.
Auch die Wende zur Elektrifizierung hat seinen Preis, egal ob für Stromnetzausbau, Generatoren, Motoren, überall wird Kupfer verbaut.
Da ist doch die Hauptaufgabe, den Bergbau so weiter zu entwickeln, dass er möglichst umwelt- und ressourcenschonend durchgeführt werden kann und des Weiteren, dass Recycling-Prozesse entwickelt bzw. verbessert werden, dazu gehört auch Wasser.
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Naja das ist erstmal ein Aspekt der Debatte und danach folgen noch viele mehr. Aber man kann ja nicht alles gleichzeitig bereden.
Kupfer, Alu, Stahl ist für die Debatte Wassertoff vs Batterieelektrisch ja erstmal egal. Ein Wasserstoffauto ist ein E-Auto mit Range-Extender, hat also alle Komponenten, sogar eine kleine Batterie mit Lithium. Dann hat das Wasserstoffauto Zusatzkomponenten wie die Brennstoffzelle, die gerne wieder seltene Erden hat. Es braucht Zusatzaggregate zur Temperierung der Wasserstofflzuleitungssysteme um Kristallisationsprozessen bei Extremtemperaturen vorzubeugen. Es ist ein kleines Chemiekraftwerk, das betüddelt werden will.
Nun kann man weitergehen, die PEM-Elektrolyseure für grünen Wasserstoff lassen sich momentan wirtschaftlich nur mit Iridium betreiben. Das ist ein Sternenmetall, es entsteht also in einer Supernova. Das könnte bald kostbarer als Gold sein (wobei kostbarer als Gold ist ja schon vieles). Hier kenne ich aber nicht den aktuellen Stand der Forschung, vielleicht hat man es mittlerweile ersetzen können.
Ein weiterer Teil der Debatte ist der Ausbau des Kernnetzes. Wenn es heute schon Probleme macht Windräder zu installieren, weil sie Leute stören, werden sie sich freilich freuen, wenn man in ihrem Garten künftig ne Wasserstoffpipeline verlegt. Durchs Ruhrgebiet versucht man seit 10 Jahren nen Radschnellweg zu bauen und es dauert ewig weil man immer wieder Grundstücke kaufen und gegen Klagen kämpfen muss.
Die Betankung eines Wasserstoff-Pkw erfolgt mit 800 bar. Wer schon mal neben ner kleinen Standklimanlage stand, die so mit 5-6 bar läuft, kann sich vorstellen, wie der Raketenstart mit 800 bar dann klingt. Natürlich braucht es auch einen Trafo für die Tanke, damit der Verdichter genug Saft hat. Im Moment ist so ne Tanke unter ner Mio. nicht zu haben, eher mehr so 3-5 Millionen.
Last but not least bleibt die Ressourcenfrage. Wenn Industrie, Verkehrssektor und Eigenheime u.U. auch auf H2 umgestellt werden, braucht es einen enormen Zubau an Elektrolyseuren, erneuerbarer Energien, Pipeline-Infrastruktur. Allein die erneuerbaren müssten wir dann nochmal um mindestens das drei bis vierfache zu dem aktuellen Tempo zubauen.
Es gibt in der Technik die Regel zum Einsatz von Wasserstoff: kann ich einen Prozess effizienter gestalten und optimieren ? Wenn nicht, kann ich ihn elektrifizieren ? Wenn nicht, dann setze ich Wasserstoff ein. Und so ist meine Meinung dazu. Wasserstoff macht in einem begrenzten Ökosystem Sinn, zum Beispiel neben einem Stahlwerk, zur Stahlerzeugung aus erneuerbaren Energien. Aber in der Mobilität wird H2 verlieren. Im Heimbereich auch, die Wärmepumpe ist unschlagbar (wenn sie bezahlbarer wird und das wird sie). Und dann bleiben kaum noch Anwendungsbereiche übrig.
Momentan setzt man in gemeinsamer großer Kraftanstrengung in Europa auf Wasserstoff als Speicher für die Erneuerbaren. Dabei wäre hier eine Mixstrategie aus einem Fokus auf Batteriespeicher und Wasserstoff der richtige Weg. H2 sollte dann lokal da eingesetzt werden, wo er unausweichlich gebraucht wird aber nicht in einem Deutschlandnetz. Leider setzt man auch auf die Brennstoffzelle als Speicher.
Das ist ja auch alles gut und das kann man machen, es ist eine Diversifikationsstrategie um sich nicht abhängig von Batterietechnologie aus China zu machen, wie beim Gas aus Russland. Allerdings ist es teuer, sehr teuer und enorm komplex.
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Was Kupfer und seltene Erden bei der Elektrifizierung angeht, ist die Zukunft nicht ganz so düster. In der Motorentechnik ist noch viel möglich, auch konstruktiv, da das Prinzip der Induktion ja ein sehr einfaches ist. Es gibt schon die ersten Aluminiummotoren, die kein Kupfer und seltene Erden verbrauchen. Aber ich glaub auch bei fremderregten Motoren ist noch viel Potential um seltene Erden wie in unseren ID.s zu sparen. Ich glaube es kommen auch noch ganz neue Motorenkonzepte. Bei Radnabenmotoren sehe ich noch viel Entwicklungspotential oder vielleicht auch wieder einem klassischen Getriebe, um die Motorbaugrößen zu senken.
Feststoffbatterien sind im Testing. Wenn ich mir die Spezifikationen des ID.2 anschaue, die ähnlich oder glaub sogar noch besser als beim ID.3 sein sollen, bei geringerem Bauraum; ist das entweder mal wieder ne falsche Angabe oder die erste Feststoffbatterie.