Hallöchen!
Nachdem ich am letzten Donnerstag den für 2 Jahre geleasten ID3 (10tkm/anno) in der GMD abholen durfte, bin ich hin und her gerissen, ob der Beitrag nun positiv, negativ oder halbwegs neutral wird
Die kurze Vorgeschichte geht so:
Durfte seit ca. 04/2023 den Skoda Fabia meiner Mutter für lau fahren, weil sie ihn seniorenheimbedingt nicht mehr benötigt. Vor dem Fabia war ich n halbes Jahr nicht allzu unglücklich autolos, nachdem ein Bus mir meinen über all die Jahre doch ziemlich geliebten 118d über den Haufen gefahren hat
In 02/2024 kam das erste Töchterchen zur Welt und da wurde mir es im Fabia hinsichtlich ISOFIX-Basisstation und Kinderwagen platzmäßig sehr schnell zu beengt. Da kam mir die Valentinsaktion gerade recht - ohne Probefahrt und allzu langem Hadern/Zögern/Informieren - klick klick Glück (Glück?! Mal sehen ).
Ich kannte den ID3 nur von einer ca. 2stündigen Mitfahrt, außerdem habe ich das Schwestermodell (Cupra Born) auch etwa 2h selbst mal fahren dürfen - insofern wusste ich ungefähr, auf was man sich bedientechnisch/ergonomisch einlässt
Fangen wir also mit den negativen Punkten an:
Das Bedienkonzept im Allgemeinen (zu der Software komme ich noch
Also hier stimmt wirklich einfach gar nichts. Die Mischung aus Berührung/Touch, Swipen, Drücken hinterlässt einfach nur ganz viele große . Klar gewöhnt man sich irgendwann dran, aber intuitiv und konsistent ist da (fast) gar nix. Beispielsweise stelle ich am großen Bildschirm ich die Lautsärke durchs Swipen ein, am Lenkrad hingegen kann ich sowohl swipen als auch drücken. Und bis man es heraus hat, die Geschwindigkeit am Lenkrad fehlerfrei um 1km/h zu erhöhen statt in Zehnerschritten, ist das Leasing schon ein paar Jahre beendet Gefühlt wird man permanent mit der Nase drauf gestoßen, dass das Bedienkonzept durch "Auswürfeln" von Optionen zu Stande gekommen sein kann.
Die Software:
Bei mir ist der Stand die Version 3.7. Ohne mich mit der ganzen Historie der Evolution befasst zu haben:
Ja, man kann damit grundsätzlich das tun, was man tun muss/möchte. Aber das läuft in etwa so flüssig wie die erste oder zweite Generation der Android Handys. Dass VW auch überhaupt noch ein eigenes Navi präsentiert statt auf Android Auto/Apple Car Play -> Google Maps zu bauen, versteht man vermutlich selbst bei VW nicht. Und wer dann wirklich (quasi ausschließlich) Google Maps nutzt, muss immer umständlich dahin navigieren (wieso kann man das built-in Navi optional nicht durch Maps ersetzen?).
Überhaupt: das ganze Ding ist viel zu wenig einstellbar auf persönliche Präferenzen. Das Mini-Display hinterm Lenkrad ist ja quasi überhaupt nicht customizable. Sehr schade!
Und warum nicht allzu selten ein eigentlich erkanntes Tappen/Wischen (wird akustisch bestätigt) dann aber ohne Aktion bleibt, kann vermutlich niemand erklären. Bzw. da ich selbst in der Softwareentwicklung tätig bin, kann ich mir gut vorstellen, warum, wie und was so bescheiden umgesetzt ist, aber von einem Weltmarktführer erwarte ich das was anderes - auch wenn es nicht seine (ursprüngliche) Kernkompetenz ist/war.
Travel Assist:
Auf der Autobahn durchaus brauchbar, aber im Stadt-/Landverkehr noch nicht wirklich sinnvoll einsetzbar. Da wird entweder vor Kurven zu scharf oder zu wenig abgebremst, Verengungen mit Verkehrsinseln werden meist mit (zu hoher) unvermindeter Geschwidigkeit durchfahren und irgendwie fährt im Allgemeinen immer mehr die Angst/Skepsis mit als die Gelassen-/Sicherheit, dass der Assist das schon alles gut macht.
Grundsätzlich wird die Funktion Travel Assist aber quasi dadurch vernichtet, dass die Verkehrszeichenerkennung viel zu häufig nicht richtig funktioniert - mitten in 60er/80er Baustellen wird angeblich erkannt, dass die Geschwindigkeitsbegrenzung aufgehoben ist und gefühlt liegt die Rate der Schildererkennung bei fifty-fifty...
Kofferraumklappe:
Wie schon beim Fabia (Baujahr 2016!) funktioniert das Schloss eher schlecht als recht. Beim Fabia dachte ich ja immer, dass das einfach etwas alt oder kaputt ist. Aber beim ID3 verhält es sich genau so - wenn man die Klappe nicht mit (gefühlt zu) viel Schwung zupfeffert, schließt sie nicht richtig.
Nun ein paar neutrale Punkte:
ACC:
Zwar funktioniert die ACC zuverlässig, für meinen persönlichen Geschmack dürfte sie aber gerade auf der Autobahn trotz geringstem eingestellten Abstand noch unempfindlicher sein, so dass man die Chance auf einen Spurwechsel hat, bevor die ACC abbremst. Im Stadtverkehr in manchen Sequenzen ganz angenehm, aber dieser permanente Wechsel zwischen manuellem Eingreifen und Reaktivierung stört mich mehr als dass er mich entspannt.
Die ergoActive-Sitze:
Hab' jetzt aus eigener Erfahrung ja nur Erfahrungswerte aus 4-5 anderen Fahrzeugen, die "Sessel" aus dem alten 190er Benz waren irgendwie noch am Besten Die integrierte Massagefunktion finde ich - wie bei allen Massagesitzen - einfach unangenehm.
Mit den vier USB-C Buchsen hat man es sicher gut gemeint, ich hätte mir dennoch gerne wenigstens eine USB-A Buchse gewünscht, da diese nach wie vor (insbesondere kabeltechnisch) deutlich verbreiteter ist und mechanisch belastbarer ist. Apropos USB-Kabel: mit keinem meiner drei USB-C <-> USB-C Kabel kann ich im Auto mein Handy laden (alle funktionieren außerhalb vom Auto einwandfrei...)
Die Play-and-Pause-Pedale. Da durfte sich aber jemand mal ganz weit aus dem Fenster lehnen und kreativ sein
Zum Schluss die positiven Punkte:
Fahrdynamik:
e-Auto typisch die jederzeit konstant anliegende mehr als ausreichende Leistung, die mit dem Heckantriebskonzept (mein guter, alter 1er lässt grüßen! ) zusammen mit dem sehr schweren niedrigen Schwerpunkt (Batterie) auch prima auf die Straße kommt. Endlich keine störenden Antriebskräfte mehr auf der Vorderachse, ein Träumchen.
Innenraum:
Der Innenraum ist tatsächlich so großzügig wie häufig beschrieben, die Ablagen in der Mittelkonsole sind schön dimensioniert, die Getränkehalter vorne hätten noch nen mü größer ausfallen dürfen, dann würd auch ne Sodastream-Plastikflasche reinpassen
Der Park-Assist:
Bisher 1x vor der Haustür ausprobiert und es hat wunderbar funktioniert. Kann ich aber wohl nur dort nutzen, weil aufgrund Leasing und glanzgedrehter Felgen hab' ich bei seitlichem Bordsteinparken so meine Sorge, dass der Assist da zu nah ranfährt
Summa summarum:
Wenn das Leasing nicht so billig wäre (220€ inkl. Wartung) und ich eine eher marktübliche Rate von ~400€ zahlen würde, wäre ich als preisbewusster Idealist und überzeugter Radfahrer mäßig happy. VW hat mit der Bedienung/Software jedenfalls noch eine große Baustelle, aber mit dem Joint Venture mit Rivian ist die Lösung ja schon zum Greifen nah...
Dadurch, dass ich noch bis Anfang 2025 Mieter bin und bis dahin keine Lademöglichkeit zu Hause habe und nun ganz konkret feststellen musste, dass ~80% der in den Apps im Umkreis von 10 Autominuten verzeichneten Ladesäulen schlichtweg nicht funktionieren ("defekt", Ladepistolen geklaut/abgeschnitten u.ä.), könnte mir das Ladethema noch eine Weile auf's Gemüt schlagen. Bei der Jahresfahrleistung vermutlich aber halb so wild, wenn man bei den aufgerufenen Preisen an spontan sich anbietenden Säulen beide Augen zudrückt (ok, am WE immerhin durch Zufall an der Laga Bad Dürrenberg für relativ günstig vollgetankt und die Parkgebühren damit umgangen)
Und zum Schluss noch n Foto: